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Pfalzausfahrt JuMa HCH und Tübingen

Kalt duschen in der Pfalz

02.07.2021

Am Morgen des 2. Juli treffen sich am B12 vier kletterhungrige JuMaler*innen zur ersten offiziellen Ausfahrt nach einem dreiviertel Jahr Corona-Pause. In der Materialkammer der Jugend wird alles eingepackt, was man irgendwie in einem Felsen platzieren kann und so macht sich eine müde und noch etwas verpeilte Gruppe auf in den Pfälzer Wald. Weit kommen wir nicht, denn der Gruppenleiter hatte sein Kopfkissen vergessen und versicherte, dass dieses ab einem gewissen Alter unabdingbar sei. Nach dem Zustieg von Kissen, Daniel und Julian kommen wir unserem Ziel dann doch recht zügig näher.

Am Spirkelbacher Rauhfels, der sowohl für Trad-Neulinge, als auch für die alten Hasen was zu bieten hat, überwiegt zuerst jedoch das Bedürfnis nach Koffein. Wir nutzen die Zeit bis die Bohnen gemahlen sind und die Bialetti auf dem Gaskocher blubbert, um uns mit dem Material vertraut zu machen. Nach einer kurzen Lektion am Boden wagen wir uns in überhängende 3er und kaum absicherbare Schubber-Kamine. Nur ein erster Vorgeschmack - der Pfälzer Sandstein würde noch die ein oder andere Überraschung bereithalten.

Das Chalk bleibt im Rucksack und wird an diesem Wochenende auch kaum vermisst. So griffig ist der rote Sandstein! Mitunter etwas weich bzw. nachgiebig und in manchen Routen muss der feste Teil des Felses erst freigelegt werden, aber das schreckt die JuMa bekanntlich nicht ab.

Am Freitagabend machen dann Simon, Alex und Moritz unsere Gruppe komplett und Daniel verwöhnt uns mit einem leckeren Couscous-Mantsch. Das Essen hebt auch die Stimmung der Warmduscher wieder, die an diesem Abend ihr essenziellstes Grundbedürfnis nicht befriedigen können und sich die kalte Dusche dann auch noch mit allerlei Kriechtier teilen müssen. Wir haben den Jugendzeltplatz Pfaffendöhle wohl aus dem Corona-Dornröschenschlaf geweckt. Oder war hier seit dem letzten Juma-Besuch vor drei Jahren niemand mehr gewesen? Man könnte meinen, hier hinten im Pfälzer Wald sei die Zeit stehen geblieben…

Insgesamt ging das Sauberkeitsempfinden weit auseinander. Während ein kleiner Teil der Gruppe selbst die Sanitäranlagen für barfußtauglich hält, muss manch einer am anderen Ende der Ekel-Skala seine Emotionen ganz schön bremsen.

Den Samstag verbringen wir dann bei strahlendem Sonnenschein an den Fladensteinen, wo Emilia am zweiten Tag ihrer Trad-Karriere gleich erfolgreich die Tauglichkeit eines selbstgelegten Friends testet und Lena spüren muss, dass es sehr sinnvoll sein kann, die Sicherungspunkte in einem Riss großzügig zu verlängern. Am Ende des Klettertages sind jedoch alle Seile wieder abgezogen und kleinere oder mittelgroße mentale Wunden verheilt. Obwohl wir von Max, Daniel und Simon einiges lernen können, dürfen die eigenen Erfahrungen natürlich nicht ausbleiben.

Nach einem langen Abend am Lagerfeuer kriechen wir am Sonntagmorgen wider Erwarten vor dem angekündigten Regen aus den Zelten und entscheiden uns spontan dafür, doch nochmal klettern zu gehen. Wir nehmen einen Zustieg von 25 Minuten (!!) auf uns und kaum sind Emilia, Lena und Simon in die erste Route am Hundsfels eingestiegen, regnet es in Strömen. Während wir drei den freistehenden Felsen einmal in einem wettergeschützten Quergang umrunden und dabei verschiedene Techniken des Horizontalkletterns erproben, wärmt sich der Rest der Gruppe unten mit Kaffee und versüßt sich die Zeit mit sauren Gurken. Obwohl sich die Sonne nochmal blicken lässt und der Fels rasch trocknet, kann sich nicht einmal mehr der „motivierteste Kletterer der JuMa Hechingen“ aufraffen. Ein aufkommendes Frontgewitter erspart uns dann lange Diskussionen zum perfekten Aufbruch-Zeitpunkt, beschleunigt den Rückweg zum Auto und weckt die Vorfreude auf die warme Dusche zu Hause – bei allen 😊